Keine andere Sportart hat eine so große Anziehungskraft auf Kinder wie Fußball. Einmal gegen den Ball getreten können sich nur wenige dem Sport entziehen. Doch Fußball ist mehr, als nur eine Sportart. Aus pädagogischer und sozialer Sicht ist es unheimlich wertvoll, Kinder an einer Team- bzw. Gruppensituation teilhaben zu lassen. Eine Fußballmannschaft ist der perfekte Platz, um soziale Kompetenzen, wie Teamfähigkeit, Umgangsformen und das Einhalten von Regeln zu fördern.

 

Mit steigendem Alter verändern sich auch die Anforderungen an das Training. Wachstumsphasen, Pubertät und Freizeitgestaltung spielen eine immer wichtigere Rolle und die Trainingsinhalte werden anspruchsvoller.

 

Im Folgenden wollen wir Euch einen groben Leitfaden an die Hand geben, in dem die wichtigsten Aspekte einer soliden, altersgerechten Fußballausbildung dargelegt werden – vom ersten Kontakt mit dem Sport, bis hin zu der Entscheidung, als Profi sein Geld zu verdienen.

 

4-6 Jahre (Kids Club, Fußballkindergärten, Spielgruppen, etc.)

 

Kinder Fußball
Bei den jüngsten Kickern haben alle nur ein Ziel – und das ist rund.

 

In den ersten Jahren sollte das Hauptaugenmerk darauf liegen, dass die Kinder Spaß an dem Sport und der Bewegung haben. Der Trainingsschwerpunkt sollte in Spielformen liegen. Dadurch werden automatisch Grundlagen in den Bereichen Muskulatur, Konzentration, Beweglichkeit, Reaktionsvermögen, Gleichgewichtssinn und Ballgefühl geschult.

 

Des Weiteren sollte man darauf achten, dass die Kinder keinen langen Wartezeiten ausgesetzt sind. Das heißt, man sollte mit möglichst vielen Bällen, Toren und Stationen trainieren und eventuell die Mannschaft in kleinere Gruppen aufteilen. Dadurch hält man die Motivation hoch und die Kinder bleiben in Bewegung.

 

Die Rolle des Trainers ist in dieser Altersklasse von besonderer Bedeutung. Er sollte eher als Kumpel und Spieleonkel angesehen werden und nicht als autoritärer Inhaltsvermittler auftreten.

 

Ideal sind in diesem Alter zwei Trainingseinheiten pro Woche, jeweils 60 Minuten.
Punktspiele und Leistungsdruck haben in dieser Altersklasse noch nichts verloren. Am sinnvollsten ist es, ab und zu Freundschaftsspiele mit umliegenden Vereinen auszumachen. Macht den Kindern aber klar, dass Ihr keinen Wert auf das Ergebnis legt. Es geht darum, Spaß zu haben und Erfahrung zu sammeln. Außerdem sollte jeder Spieler dieselbe Einsatzzeit bekommen, unabhängig von der Spielstärke. Das fördert den Teamgeist und verhindert den Ausschluss einzelner Spieler.

 

Das Wichtigste in Kürze:

 

  • Spaß an der Bewegung und dem Sport fördern
  • Hauptsächlich Spielformen
  • Keine lange Wartezeiten (kleine Gruppen, viele Stationen)
  • Nicht als autoritärer Trainer auftreten
  • Zwei Einheiten a 60 Minuten pro Woche
  • Keine Punktspiele, ab und zu Freundschaftsspiele in der Nähe
  • Gerechte Einsatzzeiten

 

6-9 Jahre (G- und F-Jugend)

 

F-Jugend Dribbling
Erfolgreiche Dribblings wollen gelernt sein.

 

Im Alter zwischen sechs und neun Jahren kann und sollte man damit beginnen, die koordinativen Fähigkeiten der Kinder zu trainieren. Allerdings sollte man darauf achten, den Ball immer miteinzubeziehen – also die Übung immer mit einem Torschuss, einem Pass oder einer Ballannahme kombinieren.

 

Ansonsten sollte das Training viele Spielformen beinhalten. Durch Provokationsregeln kann man zusätzlich bestimmte Aspekte fördern. Man kann zum Beispiel vorgeben, dass Tore doppelt zählen, wenn vorher eine bestimmte Bewegung oder ein bestimmter Trick angewendet wurde. Man sollte den Kids die Chance geben, jede Position einmal auszuprobieren und innerhalb der Mannschaft rotieren.

 

Die Einheiten können schon etwas länger ausfallen, im Idealfall trainiert man zweimal die Woche, jeweils 90 Minuten.

 

Wie auch bei den ganz Kleinen, muss der Trainer Vorbild und Vertrauensperson sein. Ob man seine Mannschaft in dem Alter bereits für den Punktspielbetrieb melden sollte, ist eine schwierige Frage. Einerseits sind ein gewisser Wettkampfgedanke und Ehrgeiz natürlich unerlässlich, auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dadurch falsche Prioritäten und Ziele vorzugeben und die Entwicklung der Kinder zu vernachlässigen.

 

Das Wichtigste in Kürze:

 

  • Erste Koordinationseinheiten (spielerisch)
  • Hauptsächlich Spielformen
  • Keine langen Wartezeiten (viele Bälle, Stationen)
  • Positionen rotieren
  • Trainer muss Vorbild und Vertrauensperson sein
  • Zwei Einheiten a 90 Minuten pro Woche
  • Entscheidung abwägen: Punktspiele oder Freundschaftsspiele

 

9-12 Jahre (E – und D- Jugend) – Das Goldene Lernalter

 

Ingo anderbrügge Kids
Abklatschen mit dem Trainer: Wie Ingo Anderbrügge sollten die Übungsleiter ihre Schützlinge immer wieder motivieren.

 

Die Zeit zwischen neun und zwölf Jahren bezeichnet man auch als "Goldenes Lernalter" . In dieser Phase sind die Kinder sehr aufnahmefähig und die körperliche Entwicklung (Muskulatur) schreitet enorm voran. Koordinationsübungen sind in diesem Alter unerlässlich. Aber auch bei der Technik kann man gewaltige Fortschritte erreichen. Diese Zeit sollte man nutzen und die Kinder immer mit Ball trainieren lassen. Technik sollte also den Schwerpunkt bilden. Tricks, Finten, Beidfüßigkeit, Eins-gegen-Eins-Situationen, etc. – für alles, was ein Fußballer an Handwerkszeug braucht, lässt sich in diesem Alter hervorragend die Basis legen.

 

Ohne Technik keine Taktik!!! Ab diesem Alter ist es sinnvoll und empfehlenswert, taktische Basics zu vermitteln – ab der D-Jugend auch schon komplexere Spielzüge und Systeme. Allerdings kann man diesen Weg nur erfolgreich einschlagen, wenn man die technischen Grundlagen dafür geschaffen hat. Ohne sicheres Passspiel und fehlerfreie Ballan- und –mitnahme lassen sich Spielzüge, Eröffnungen und Systeme nur schwer umsetzen.

 

Führt man taktische Elemente ein, muss man auch dafür sorgen, dass athletische und kognitive Fähigkeiten ausreichend vorhanden sind. Körperliche Verfassung, Kraft und Laufbereitschaft spielen eine immer wichtigere Rolle. Ebenso müssen Entscheidungen schnell und konsequent getroffen werden, um zum Beispiel das schnelle Umschalten von Defensive auf Offensive zu ermöglichen. Kräftigungsübungen kann man entweder in das Training einbauen oder den Spielern als „Hausaufgabe“ mitgeben.

 

Der Trainer spielt in dieser Phase eine enorm wichtige Rolle. Er muss nicht mehr nur der Kumpeltyp für seine Spieler sein, sondern auch Regeln und Grenzen einführen. Nicht nur, um ein geordnetes Training durchführen zu können, sondern auch, um den Teamgeist und sozialen Aspekt des Sports zu fördern. Man muss den Kindern vermitteln, dass neben den technischen und fußballerischen Komponenten auch das soziale Verhalten in der Gruppe, das Zusammengehörigkeitsgefühl und der Teamgedanke – die Mannschaft über sich selbst zu stellen – wesentliche Bestandteile des Sports sind.

 

Wie bereits erwähnt, kann und sollte man die Kinder zusätzlich zum regulären Training dazu auffordern, eigenständig an sich zu arbeiten, vorausgesetzt sie bringen die nötige Motivation mit.

 

Um die technischen und taktischen Aspekte auch im Spielbetrieb umsetzen und trainieren zu können, sollte man in der Regel nicht zu starke Gegner wählen. Um den Leistungsstand und Fortschritt festzustellen, machen jedoch hin und wieder Partien gegen vermeintlich bessere Gegner Sinn. Auch bei den Positionen muss man sich noch nicht festlegen, sondern kann durchaus jeden Spieler im Verlauf der Saison auf unterschiedlichen Positionen „ausprobieren“ und ihnen die Besonderheiten der jeweiligen Position ausführlich erklären.

 

Das Wichtigste in Kürze:

 

  • Technik und Koordination sollten im Vordergrund stehen
  • „Goldenes Lernalter“
  • Ball immer miteinbeziehen
  • Erste Taktik- und Systemschulung
  • Übungen zu Athletik und kognitiven Fähigkeiten
  • Soziale Aspekte und Teamgeist
  • Trainer als Autoritätsperson
  • Zwei Einheiten a 90 Minuten pro Woche + Fördertraining
  • Spielbetrieb gegen schwächere Gegner, „Tests“ gegen starke Mannschaften
  • Positionen rotieren

 

13 – 18 Jahre ( C-, B- und A-Jugend)

 

sprung fußball
Hüpf, Kicker, hüpf: Mit diesen kleinen Hürden lässt sich die Sprungkraft trainieren.

 

Im Idealfall wurden in den vorangegangenen Altersklassen die technischen Grundlagen so gut ausgebildet, dass ab der C-Jugend Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Athletik in den Mittelpunkt rücken können. Das heißt natürlich nicht, dass man Technik und Koordination außen vor lassen sollte, aber es bietet sich zum Beispiel an, die verschiedenen Bereiche in den Übungen zu kombinieren. Mit steigendem Alter wird es immer wichtiger, die Technik in hohem Tempo und unter Druck, aber dennoch präzise zu festigen.

Unerlässlich ist ab dieser Altersstufe regelmäßige und ausführliche Taktikschulung. Abhängig von der Vereinsphilosophie, der Kaderzusammensetzung und den individuellen Vorstellungen des Trainers, sollten im Training Spielzüge, Abläufe und taktische Feinheiten trainiert werden. Das gilt sowohl für den mannschaftstaktischen Bereich als auch für gruppen- und individualtaktische Maßnahmen. Stehen einem die Mittel zu Verfügung, können auch Videoanalysen der vergangenen Partien oder des kommenden Gegners hilfreich sein. Ab der C-Jugend sollten die Positionen fest eingeteilt sein und im Zuge der Taktikschulung auch speziell trainiert werden. Das gilt insbesondere auch für die Position des Torhüters. Ziel ist es, nachdem feststeht, wer für welche Position geeignet ist, technische und taktische „Spezialisten“ für die jeweilige Position auszubilden.

Speziell in der C-Jugend kommt der Rolle des Trainers enorme Bedeutung zu. Die Jugendlichen befinden sich in einer schwierigen Phase und sind wohlmöglich nicht einfach in den Griff zu kriegen. Hier ist die menschliche Seite des Trainers gefragt. Viel Verständnis, Geduld und Feingefühl sind nötig, um mit den Jungs und Mädels auf einer vernünftigen Basis trainieren zu können.
Bei den B- und A-Junioren sollte man im Hinterkopf haben, dass das soziale, private und berufliche bzw. schulische Umfeld mehr in den Vordergrund rückt und Zeit beansprucht. Fußball sollte deshalb nicht als zusätzliche Belastung aufgefasst werden, sondern Spaß machen und als Ausgleich dienen. Das Gleichgewicht zu finden ist nicht immer einfach, aber es gehört auch zu den Aufgaben eines Trainers, den Spielern auch in diesen Bereichen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Abhängig vom Umfeld und den Ambitionen des Vereins und der Mannschaft, sollte man die Trainingszeit und –häufigkeit deutlich erhöhen. Im Idealfall bedeutet das vier Einheiten pro Woche. Da das Anforderungsprofil und der Umfang der Trainingsinhalte steigt, sind längere Einheiten von bis zu zwei Stunden durchaus angebracht. Durch eine sinnvolle Einteilung der Einheiten hat man so die Möglichkeit, die verschiedenen Bereiche (Technik, Koordination, Taktik, Ausdauer, Kraft etc.) abzudecken und die Zeit, intensiv positionsspezifisch zu trainieren.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Schwerpunkte: Kraft, Ausdauer, Athletik und Schnelligkeit
  • Technik und Koordination festigen (hohes Tempo, Druck, Präzision)
  • Taktik- und Systemschulung
  • Festgelegte Positionen und positionsspezifisches Training
  • Mannschafts- Gruppen und Individualtaktik
  • Autoritärer aber verständnisvoller und geduldiger Trainer (Pubertät)
  • Privates/berufliches/schulisches Umfeld der Spieler berücksichtigen
  • Vier Einheiten a 90-120 Minuten pro Woche